Ds’Vreneli-Museum erleben – Ausflug nach Guggisberg

S’isch äben e Mönsch uf Ärde – Simeliberg! -Und s’Vreneli ab em Guggisberg Und ds Simes Hans Joggeli änet em Bärg -

Bericht: Jeannette König
Fotos: Ursula Bühlmann

Guggisberg erwartete uns in wunderbares Herbstlicht getaucht. Der Postautochauffeur, in bester Laune, wünschte den «rosa» Panthern einen genussreichen Nachmittag beim Spazieren durch die Guggisberger Geschichte. Die Pantherschar – leider wegen Krankheiten auf 13 geschrumpft – wurde herzlich begrüsst von Frau Margreth Burri, Guggisbergerin, die Freiwilligenarbeit leistet beim Verein «Vreneli-Museum». Wir wurden an zwei prächtigenalten Linden vorbei in die Kirche geführt, in der sich auch ein Glasfenster mit Vreneli und Simeli befindet. Geschickt und spannend wurden wir in die Geschichte von der Entstehung Guggisbergs in der Steinzeit bis heute eingeführt. Dies auch um eine Vorstellung zu bekommen, wie die Geschichte von Vreneli und Siemens Hansjoggeli und andere Zeitzeugnisse in die Entwicklung über Jahrhunderte eingebettet sind. Die Guggisberger waren und sind mit dem Überleben ihres flächenmässig grossen ( 55 km2) und weit verstreuten Gemeindegebietes beschäftigt. Der Steuersatz ist hoch. Die Gemeinde kann dank dem Finanzausgleich zwischen den Gemeinden im Kanton seine Aufgaben: Strassenwartung Schulen, Gemeindeverwaltung etc. vollumfänglich wahrnehmen. Schulen gibt es noch auf dem Gemeindegebiet: Zwei von ehemals acht. Die Bevölkerung nimmt seit neustem wieder etwas zu. Guggisberg hat etliche Male in der früheren Geschichte eine Besitzänderung erfahren. Während Kriegen Brandschatzungen und schlussendlich teilten sich der Kanton Fribourg und der Kanton Bern die regierungshoheit auf. Dies abwechselnd im 5-Jahresrhythmus, bis das Gebiet schlussendlich 1803 zum Kanton Bern kam. Wenn niemand richtig zuständig ist und alles, was gilt, alle fünf Jahre wechselt, war dies auch eine günstige Voraussetzung für Menschen, meistens arme Leute, die sich in Guggisberg niederliessen,ohne irgendwo gemeldet zu sein. Der Vulkanausbruch Tambori in Indonesien zu dieser Zeit, verdeckte in Guggisberg ein Jahr lang die Sonne und liess den Schnee liegen. Eine Hungersnot brach aus. Auch in anderen Teilen Europas. Viele Menschen wanderten aus – auch in die USA. Frau Burri erzählte uns, dass am nächsten Tag eine Gruppe aus den USA, alle mit dem Namen Guggisberg zu Besuch kämen, um ihre Herkunft zu erkunden. 

Verständlicherweise konnte Guggisberg, sowieso schon ein Randgebiet mit solchen Bedingungen kaum etwas aufbauen. Die Guggsiberger galten im Kanton als faul. Die Herren in Bern schickten jemanden, der untersuchen sollte, was da los war. Offensichtlich jemanden, der unterstützend wirken wollte und gleich nach Guggisberg umzog, um am eigenen Leib zu erfahren, was da los war. Die Guggisberger hielten über die Zeit beeindruckend zusammen und hatten immer wieder prominente Unterstützer. Vorab die Familie des Gemeindeschreibers und der Nachkommen. Auch der Urgrossvater und Grossvater des bekannten Schweizer Schriftstellers Friedrich Dürrenmatt hielten zu Guggisberg, ihrem Heimatort, wie uns Frau Burri erzählte.

Krönender Abschluss in der Kirche war das Guggisberglied. Das älteste Schweizer Volkslied, das aufgezeichnet und 1741gefunden worden ist. Eine Dur- und die Mollvariante. Die Geschichte, die darin besungen wird, wurde laufend über die Zeit mündlich weitergegeben, gehört zur Identität von Guggisberg und das Lied zur Schweizer Identität. Eine Graue Pantherin, erzählte gerührt, dass dies das erste Lied gewesen sei, das sie gehört habe, als sie in die Schweiz gekommen sei.

Das Lied erzählt die tragische Geschichte des Mädchens Vreneli. Vreneli ist verliebt in den Geissenbuben «Simmes Hans-Joggeli» ennet dem Berg «Guggsihörnli», auf einem «Schattenhof» Doch heiraten soll sie einen Anderen, nämlich den Sohn des Ammanns. Es war üblich, dass reichere Bauern durch Heirat oder billigem Ankauf von kleineren Höfen ärmerer Leute ihren Besitz vergrösserten. Die beiden Burschen geraten aneinander. Hans-Joggeli ist der Stärkere. Der Widersacher fällt zu Boden. Vrenelis Schatz hat Angst. Er denkt, der Sohn des Ammans sei tot. Er flüchtet. Zurück bleibt Vreneli. Und Vreneli, so die Interpretation, stirbt vor Kummer. Hansjöggeli kehrt zurück und findet sein Vreneli auf dem Friedhof. Anders als bei Romeo und Julia erzählen die Guggisberger, dass Hansjoggeli weiter gelebt, und auch geheiratet habe.

Der folgende Museumsbesuch liess uns die Vreneli Geschichte und die Zeit von damals anhand der Räumlichkeiten, (Eine Schneiderin mit 6 der 7 Kindern, hatte darin gewohnt, mit einem Bett!) und Gebrauchsgegenständen sinnlich erleben und bestaunen. Das Museum beherbergt auch etliche Schenkungen, die hier ihre Heimat gefunden haben. Zum Beispiel eine 50 -jährige Arbeit von typischen Schweizerhäusern in Modellen1:60 gebaut: haargenau; unglaublich. Eine Trachtenpuppensammlung. Jedes Gesicht der Trachtentragenden hat einen anderen Ausdruck. Überwältigend……

Und die Krönung war das Zvieri im Sternen mit regem Austausch und der Dur-Variante life auf der Mundharmonika, gespielt von Barbara König. Ein schneller Abstecher auf das Guggishörnli eines Panthers lag auch noch drin, bevor uns das Postauto wieder runter fuhr nach Schwarzenburg.

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