9. Januar 2018

Bericht: Trudi Kummer

Fotos: Ursula Hürzeler

Vortrag von Christine Stückelberger am 9. Januar 2018

Zyklus „Altersgerechte Zukunft / Meine Meine Begeisterung hält sich nicht an Grenzen“

Thema: „Vom Hafer gestochen“

„Pensioniert sind nur meine Medaillen“
Hier hat wohl das schöne Ganze seinen Anfang genommen: Ein zweijähriges Berner Meiteli entfernt sich von einer Hochzeitsgesellschaft, wird von den besorgten Angehörigen gesucht und endlich im Rossstall gefunden. Die kleine Christine steht zwischen den Hinterbeinen (ausgerechnet!) eines riesigen Pferdes, versucht sich an dessen Schweif hochzuziehen und gibt nicht Ruhe, bis man sie auf den Pferderücken gehoben hat.

Später bekommt sie von einer Tante Lektionen zum korrekten Sitzen: auf dem Küchenschemel! Mit 9 Jahren reitet sie auf einem Bauernross bei Verwandten, wo sie alle Arbeiten rund um Pferde verrichtet, Hauptsache: bi de Ross.

Mit Migroskursen, Wochenenden in der Städtischen Reitschule Bern, Ausreiten im Bremgartenwald ist die Schülerin glücklich. Auch ihre Klassenkameradinnen hat sie gern – nicht aber Schule und Hausaufgaben. Sie besucht ein Lehrerinnenseminar und die Handelsschule in Neuenburg und macht möglichst rasch Springlizenz, Dressurlizenz und die Autoprüfung, um mit ihrem Pferd unterwegs zu sein.

Für den Kauf von Mary Boy hat Christine Stückelberger bei einer Versicherung gearbeitet und ihr ganzes Geld zusammengekratzt. Später war es dann der Hengst Granat, mit dem sie zahlreiche Medaillen errang, so die Olympiade in Montreal 1976 und den Titel Sportlerin des Jahres 1976. Die Reiterin und dieses eigenwillige Pferd, auf einem Auge blind! Niemand wollte ihn reiten, manchmal sei er auf 2 Beinen mit ihr zum Stall gestelzt, mit viel Geduld fanden sie zusammen. Ihr wichtigster strenger Trainer und später auch ihr Lebenspartner war Georg Wahl, und die Spanische Hofreitschule war einer ihrer Ausbildungsorte. Und doch sagt diese begnadete erfolgreichste Dressurreiterin aller Zeiten, sie sei da so hineingerutscht. Heute im Jardin spricht sie nicht viel von ihren Erfolgen, aber umso mehr davon, dass Reiter und Pferd ein Paar sind, dass sie gelernt hat, am eigenen Körper die Schmerzen des Pferdes zu spüren, und wie es zu therapieren ist. Sie sagt, ein Pferd würde nie einem kleinen Kind etwas tun, es sei fähig, gleichzeitig mit 30 Pferden zu kommunizieren und es könne im voraus wissen, was der Reiter plant. Darum liegt es ihr so schwer auf, dass es im Spitzensport manchenorts noch schlecht steht um die Behandlung dieser sensiblen Wesen. Massives Dopen, Fesseln der Vorderbeine, Reissen und Schlagen, Elektroschock… Sie setzt sich oft ein als Anwältin der Pferde und macht sich unbeliebt; auch in der Schweiz gebe es 2-3 schwarze Schafe.

Um 6 Uhr aufstehen, mit den Hunden hinaus, Gutenmorgen-Sagen, so beginnt normalerweise Christine Stückelbergers Tag auf dem Reiterhof Hasenberg mit den 7 Hunden und 8 Pferden. Und dann packt sie überall an, sie habe nicht das Geld für viele Angestellte.
Die 11 gebrochenen Rippen nach dem Unfall mit einem erschreckten Pferd sind nach 3 Jahren noch nicht verheilt! Ruhig und geduldig spricht sie, und so können wir sie uns als Trainerin für jede Stufe, und als Seminarreferentin vorstellen.

Pensioniert sind zwar ihre 40 Medaillen (in der Sammlung Osterwalder), nicht aber sie selber! Sie möchte ein Doktorat in Pferdewissenschaft machen, eine Professur zum Unterrichten hat sie schon.
Liebe Frau Stückelberger, wir haben Ihnen gerne zugehört, herzlichen Dank!
Lieber Jean-Luc Moreau, danke für dein geschicktes Moderieren.

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