Bericht:
Trudi Kummer

Fotos:
Susanne Sommer

I han es Zündhölzli azündt..

Im Entree des Zündholzmuseums Schönenwerd lockt ein Plakat mit minimalem Slip auf freizügig gezeigter junger Frauenhaut. Die beiden Herren vom Zündholzmuseum Schönenwerd schmunzeln und vertrösten uns auf später. Stolz sagt jetzt einer für beide: Wir sind Sammler. Ein Teil unserer Gruppe besucht mit Herrn Glanzmann die antiken Vitrinen und verfolgt, von der Steinzeit an, die Geschichte von Feuerstein zu Schlageisen, später zu monströsen Feuerzeuggeräten, bis ab etwa 1830 erste Zündhölzer produziert wurden – von Hand mit speziellem Hobel, meist in Heimarbeit. Der Arztkittel in einem der Kästen weist daraufhin, dass jahrzehntelang mit weissem Phosphor gearbeitet wurde, dessen hochgiftige Dämpfe schwere Gesundheitsschäden auslösten. Erst 1912 wurde diese Substanz verboten und durch roten Phosphor ersetzt. Verschiedenartige Zündholzbehälter, so auch der Fidibus, zeigen den Erfindergeist unserer Vorfahren. Wir vernehmen, dass 1838 Jakob Friedrich Kammerer in Riesbach (ZH) die erste schweizerische Zündholzfabrik aufbaute. Im Kanton Bern hatten wir während mehr als 100 Jahren die Fabriken in Kandersteg und Kandergrund. Die grösste und letzte Fabrik war Diamond in Nyon, sie konnte sich bis etwa 1990 halten. Heute bezieht die Schweiz ihre Zündhölzer aus Ungarn, wo sie viel billiger hergestellt werden. Wir hören Mani Matters Lied vom Zündhölzli auf dem Teppich und bestaunen den mannshohen Eiffelturm und das Züritram. Habt ihr schon mal probiert, 2-3 Hölzchen exakt aneinanderzukleben??
Weiter geht’s unten im Archiv mit Herrn Wasser. Ein Video zeigt, wie Pappeln entrindet, in „Rugel“ zersägt und wie rundum Furnierblätter abgeschält werden, zündholzdick. Wir sehen auch, wie Hölzchen gestanzt werden, wie das Köpfchen an das Hölzchen und das Hölzchen in das „Truckli“ kommt. Die riesigen Maschinen im Kellerraum haben früher diese Prozesse ausgeführt. Und nun zum wahren Objekt der Sammlerbegierde: zu Briefchen und Schächtelchen mit Motiven aus Natur, Städten, Kunst, Werbung… Kisten mit massgefertigten Einsätzen beinhalten Tausende von Bildchen der kleinen Verpackungen, akkurat sortiert und dokumentiert. Den beiden Obersammlern mit Leib und Seele danken wir herzlich und besonders auch Daniela Tognali für das faszinierende Erlebnis.
Ah ja, das Slip-Plakat? Es gehört zur Gastausstellung – der Unterwäsche aus früheren Jahrhunderten gewidmet, mit Schnürcorsets und flatternden Spitzenunterhosen.

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