Bericht:
Ruth E. Reusser

Fotos:
Züsi Widmer

Das Berner Münster – Ausdruck der Liebe Gottes für die Menschen und der Menschen für Gott

Felix Gerber, engagierter Sigrist und Betriebsleiter, liebt seine Kirche von Herzen und kennt sich in der Bau- und Kunstgeschichte sowie der Symbolik des Münsters so gut aus, dass er einen Ehrendoktor verdienen würde. 24 graue Panther verbrachten deshalb am 25. September eine äusserst spannende Zeit unter seiner kundigen Führung und lernten Dinge kennen, die selbst Menschen, die das Münster häufig besuchen, wohl nicht beachtet haben. Wer hat schon gesehen, dass auf dem Boden unter dem jüngsten Gericht ein Fussabdruck eines Kindes, das sich auf den noch feuchten Tonplatten verewigt hat, zu finden ist? Wer weiss, dass die törichten Jungfrauen Kleider nach der burgundischen Hofmode tragen, ein klarer Seitenhieb auf Burgund, mit dem es immer wieder zu Spannungen kam? Wer hat schon die Justitia von 1575 genauer studiert, die keine Augenbinde, kein Schwert und ein kleines Schwangerschaftsbäuchlein hat? Das Jüngste Gericht hat den Bildersturm der Reformation überlebt, nicht zuletzt, weil der nonchalante Umgang mit der Obrigkeit den Bernern gefallen hat. Auch die künstlerisch sehr wertvollen Chorfenster mit ihrem interessanten Bildprogramm wurden nicht zerstört, so dass man vom Altar aus weiterhin das Herz oben im Passionsfenster bewundern kann. Ganz allgemein wurde der Bildersturm à la méthode bernoise durchgeführt. So gewährte man den Familien, die eine Kapelle im Münster gestiftet hatten, eine Frist, um alles was sie wollten herauszunehmen.

1420 fasste der Rat der 200 den Beschluss zum Münsterbau – eine Machtdemonstration. Es handelt sich um die letzte gotische Kathedrale in Europa. 1421 folgte die Grundsteinlegung, so dass nächstes Jahr das 600jährige Jubiläum ansteht. 100‘000 Gulden (heute ca 100 Mio Fr.) wurden als Verpflichtungskredit gesprochen, nötig gewesen wäre ein 7 bis 8 Mal höherer Betrag. Der Auftrag an den damals erst 25-jährigen Matthäus Ensinger lautete, eine Kirche zu bauen, die länger als diejenige von Freiburg und Lausanne sein sollte. Das hat Ensinger auch erreicht. Er musste aber angesichts des engen Budgets sparen und verzichtete deshalb u.a. auf ein Querhaus, einen Chorumgang und einen Säulengang im Hauptschiff. Dank vieler Spender, die sich mit ihren Wappen in der Kirche verewigten, wurde das Münster aber doch zu einem prächtigen Kirchenbau mit viel Symbolik (die 12 Türen symbolisieren z.B. die 12 Apostel) und viel Symmetrie. Als Baumaterial wurde Metall nur zur dringend nötigen Stabilisierung verwendet. Spirituell höher stand der Stein, der bemalt wurde, und schliesslich das Holz, das an die Krippe von Bethlehem erinnert.

Auf dem Weg zum gemütlichen Ausklang bei Speis und Trank im Restaurant Krone hörten wir noch bei strömenden Regen, wie die lebensgrosse Statue des Werkmeisters Erhart Küng und sein Spruch „machs na“ am nördlichen Seitenschiffs zu verstehen ist – nicht als Protzerei, sondern als Aufforderung zur Rückschau aufs Leben.

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