Bericht:
Trudi Kummer

Foto:
Margit Berger

Berner entdecken Neuland: Die Dreisternwanderung Gibswil – Bachtel – Wald

Im Vorfeld des Wandertages berichtete Ruedi Hösli etwas besorgt vom Einsinken im Schnee beim ersten Rekognoszieren, dann hängte er beim Anmelden eine weitere Stunde an bis zur Heimkehr. Aber abschütteln konnte er uns dadurch nicht: Wir waren insgesamt 20. In Winterthur beim Umsteigen auf dem Perron erzählte er uns, dass die Tösstalbahn 1876 fertig gestellt worden war als Verbindung Winterthur-Rapperswil und dass die treibende Kraft der Eisenbahnbauer Adolf Guyer-Zeller war. Jemand zischte: He, wir wollen den Zug nicht verpassen! Doch Ruedi befand, es sei noch genug Zeit…, im Tal sei Heimarbeit sehr wichtig gewesen, und zur Zeit der Industrialisierung habe die Textilindustrie mit Spinnereien und Webereien entlang der Töss ihren Aufschwung erlebt. Wir könnten dann die Backsteinhäuschen mit den hohen Kaminen sehen, deren Dampfantrieb auf die Webmaschinen übertragen worden sei. Sorry, jetzt muss Mann die Ungeduldigen endlich ins Zügli lassen!

 

Ein wenig Industriegeschichte…

Mit dem neuen Wissen schauen wir auf der Fahrt wie in ein Bilderbuch und sehen Fabriken und die vielen Siedlungen von ähnlichen Wohnhäuschen und Gärtchen, damals Arbeiterwohnungen, heute vielmals ausgebaut. Es fällt uns auch Kuhn Rikon auf, die Fabrik für Dampfkocher und Pfannen. 1964 hat das Brüderpaar Kuhn Tibeter Familien in Not eine Heimat und Arbeitsstellen geboten, ihnen ein Zentrum errichtet, das bis heute religiöser Mittelpunkt für viele Tibeter ist. Und dann rufen die Unbedarften unter uns jööö und die Ferrophilen aah und wow; denn wir fahren an schmucken Dampfloks und antiken Bahnwagen vorbei, die im Unterstand auf ihren Einsatz warten, eine nostalgische Fahrt von Bauma bis Hinwil. In Gibswil – übrigens der Wasserscheide zwischen Töss und Jona – fängt das Wandern an. Abwechselnd geht’s sanft und wieder steil hinauf durch Wiesen, Wälder, an Bach, Wasserfall und Höhle vorbei, auf trockenem Waldboden, glitschigem Feldweg, auf Treppen für Riesenschritte, und wir treten auf dicken Schneebändern exakt in die erdigen Schuhspuren der Vorderperson – ohne einzusinken. Dazu tun wir, was wir schon von Bern an getan haben: plaudern. Doch je höher wir steigen, desto mehr kehrt Ruhe ein, ausser Atmen und Keuchen ist Stille.

 

.. und ein Abstecher in die Jugendzeit

Zuoberst auf dem Bachtel (1112 m) fragt Ruedi mit winziger Ueberzeugungskraft, wer noch auf den UKW-Turm möchte. Und so gehen wir… ins schöne Kulm-Restaurant. Erst später steigen 3 Unentwegte die 161 Tritte hinauf, 2 kommen etwas abgehoben zurück von so viel Höhe und Aussicht und einer zerzaust und etwas bläulich vom kalten Wind. Aussicht bleibt genug übrig für alle: eine beeindruckende Rundsicht in Flachland und Berge und auf Ruedis Ort seiner Jugend, Jona. Dann weist er auf den Bachtelspalt hin, der in den 30er Jahren nach einem heftigen Gewitter des Morgens einfach da war, etwa 50 m lang und bis zu 8 m tief. Und wirklich, in der Nagelfluh klafft eine enge Kluft, wir sehen tief auf den Grund.
Unterwegs steht der Frühling am Weg und grüsst uns mit einem üppigen Seidelbast und mit einem wunderschönen Busch, es ist wohl Duftender Schneeball. Bald erblicken wir die Ortschaft Wald, wir hören von der Bleichi, einer Weberei und Bleicherei, wo die Stoffe für makelloses Weiss an die Sonne gelegt wurden. Jetzt befindet sich dort ein Wellness-Resort, wo wohl eher Bräune gefragt ist. Zum Endspurt gelockt werden wir mit sagenhaft phänomenalen Cremeschnitten. Viele strömen in die Konditorei, kommen aber ohne etwas heraus, weil sie noch so satt sind vom Mittagsmahl. Yolanda Zahler, unsere zweite Wanderleiterin, war in ihrer Jugend oft in Wald, und so heimelt es sie heute an. Diese Gegend im Zürcher Oberland ist für mich Neuland, das habe ich auch von vielen andern gehört. Lieber Ruedi und liebe Yolanda, wir danken euch herzlich fürs sorgsame Vorwandern und für diesen wundervollen Tag!

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